Paleo-Diät
Muskelaufbau mit der Steinzeiternährung

Die Paleo-Diät ist gerade in aller Munde – aus gutem Grund: Denn bei der sogenannten "Steinzeit-Diät" stehen unverarbeitete, natürliche Lebensmittel wie Fleisch, Gemüse und Nüsse auf dem Speiseplan
So funktioniert die Paleo-Diät
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Was ist die Paleo-Diät?

Mit der Paleo-Diät reisen Sie zurück in die Vergangenheit: Der Begriff „Paleo“ leitet sich nämlich von „Paläolithikum“ ab, dem Fachbegriff für die Altsteinzeit. Wir beamen uns also um 2,5 Millionen Jahre zurück: Auf dem Speiseplan der Urzeitmenschen stehen Fleisch, Fisch, Eier, Obst, Gemüse, Nüsse und Samen. An diesen Ernährungsgewohnheiten orientiert sich die Paleo-Diät, die auch Steinzeit-Ernährung oder Steinzeit-Diät genannt wird. Dabei ist sie gar keine "richtige" Diät, sondern eine gesunde Ernährungsform, bei der die Ernährung langfristig umgestellt wird. Abnehmen kann man mit Paleo aber auch, es steht aber nicht im Vordergrund.

Die Anhänger der Paleo-Bewegung – die sogenannten Paleoaner – gehen davon aus, dass Lebensmittel, die in ähnlicher Form bereits in der Steinzeit erhältlich waren, von unserem Körper besonders gut verwertet werden können und daher besonders gut sind. Ob das wirklich stimmt und wie man die Steinzeit-Ernährung ins 21. Jahrtausend bringt, erfahren Sie hier. 

So gesund ernährte man(n) sich in der Steinzeit

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Der "Supermarktjäger" der Neuzeit würde vermutlich verhungern, wenn er sein Essen noch selber erlegen müsste

Ohne Fleiß kein Preis – und ohne Bewegung kein Essen. Nach diesem Grundsatz lief das Leben unserer Vorfahren ab. Wer ein blutiges Mammut-Steak wollte, der musste vorher ein ordentliches Training absolvieren. Die Steinzeitmenschen trugen Ausrüstung und Beutetiere über Strecken von bis zu 15 Kilometern pro Tag. Nicht nur bei der Jagd konnten sie ihre Fitness unter Beweis stellen, auch beim Bauen von Werzeugen, beim Wasser holen und natürlich bei der Flucht vor wilden Tieren. "Unsere Ahnen waren körperlich aktiver als die meisten modernen Menschen", sagt Dr. Florian Westphal, Archäologe und Geschäftsführer des Paläon, des neuen Forschungs- und Erlebniszentrums in Schöningen bei Braunschweig (www.palaeon.de). Die positiven Nebeneffekte dieses Steinzeit-Lebensstils: starke Muskeln und fitte Körper.

Und heute? Sitzzeit statt Steinzeit! Manche Männer hocken stundenlang am Schreibtisch und bewegen sich wenig. Wenn der Steinzeitmensch bei der Jagd 1000 Kalorien verbrannte, dann bekam er genau die fehlende Energie durch seinen Fang zurück. Der heutige "Supermarktjäger" verbraucht bei seinem Beutezug in Aldi, Lidl & Co. höchstens 100 Kalorien, geht aber mit 5000 in Einkaufstüten wieder hinaus. Während der Caveman gesunde Beeren oder Nüsse naschte, stillen wir unseren Hunger zwischendurch ganz nebenbei mit Kalorienbomben: auf dem Arbeitsweg einen Muffin, am Laptop Schokolade und abends vor dem Fernseher eine Tüte Chips. Während wir uns vor kalorienreichen Snacks kaum retten können, befanden sich unsere Vorfahren immer auf der Suche nach etwas zu knabbern.

Für wen ist die Paleo-Ernährung geeignet? 

Im Prinzip ist die Paleo-Ernährung für alle geeignet, die sich gesund und clean (englisch: "sauber", naturbelassen, frei von Zusatzstoffen & Co.) ernähren wollen. Gleichzusetzen mit Clean Eating ist es allerdings, da Paleo noch weiter geht und bestimmte – eigentlich cleane – Lebensmittel verbietet, da sie (potentiell) schädlich für den Körper sind.

Für Veganer ist der Paleo-Lifestyle allerdings nicht geeignet, da Fisch, Fleisch und andere tierische Lebensmittel, wie Eier, im steinzeitlichen Alltag eine große Rolle spielen. Eine vegetarische Paleo-Ernährung ist hingegen nicht unmöglich, allerdings nicht immer umzusetzen. Zudem sollte man als potentieller Paleoaner offen sein für Neues und generell Lust auf Experimente in der Küche haben. Ein wenig Kocherfahrung schadet auch nicht. 

Welche Lebensmittel sind bei Paleo erlaubt?

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Die Paleo-Ernährungspyramide


"Die Steinzeitmenschen aßen das, was die Umgebung ihnen bot“, so Archäologe Westphal. Von Pilzen, Nüssen, Wurzeln und Wildgetreide bis hin zu Früchten und wilden Pflanzen aßen sie sich durch die Flora. Eines haben all diese Steinzeit-Snacks gemeinsam: Sie sind echte Nährstoffbomben. „Pflanzliche Nahrung wie Gemüse und Hülsenfrüchte hat eine hohe Nährstoffdichte – bei gleichzeitig geringer Kaloriendichte“, so Ökotrophologin Birgit Schramm aus Hamburg. So liefern etwa Pilze bei nur 20 Kalorien pro 100 Gramm eine Menge hochwertiges Eiweiß, Vitamin D und Magnesium – Sportler-Nährstoffe für starke Muskeln, harte Knochen und stabile Nerven. 

Bei der Paleo-Diät kommen daher nur unverarbeitete, nährstoffreiche Nahrungsmittel auf den Tisch. Verzichtet wird auf alles, was dem Menschen erst seit rund 10.000 Jahren zur Verfügung steht. Darunter fallen beispielsweise alle Lebensmittel, die mit Ackerbau und Viehzucht zusammenhängen. Stark verarbeitete Lebensmittel, also Fertiggerichte und Co. sowie künstliche Zusatzstoffe, sind bei der Paleo-Ernährung ebenfalls tabu. Das bedeutet: Bye-bye, Pizza, Pommes und Pudding! Und zwar dauerhaft, denn die Paleo-Ernährung ist wie gesagt keine Diät, sondern eine dauerhafte Ernährungsumstellung.

Hier eine erste Übersicht über die Dos und Don'ts der Paleo-Küche: 

Warum sind Getreide und Hülsenfrüchte bei Paleo verboten?

Hülsenfrüchte sollte man bei der Paleo-Ernährung meiden. Der Grund: Linsen und Bohnen zum Beispiel enthalten Nährstoffe, die sich nur schlecht verdauen lassen. Zu diesen Nährstoffen zählen beispielsweise Lektine und Phytinsäure – die Schutzschilder der Hülsenfrüchte vor Fressfeinden, die auch beim Menschen negative Reaktionen auf den Körper bewirken. Auch Getreide enthält solche sogenannten "Anti-Nährstoffe", weshalb auch sie bei Paleo verboten sind. Lektine können sich an die Darmwand heften, diese beschädigt und im schlechtesten Fall sogar durchlässig machen. So könnten Bakterien, die eigentlich im Darm bleiben sollten, in die Blutlaufbahn gelangen. Phytinsäure kann hingegen die Aufnahme von Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium, Zink und Eisen behindern, indem sie diese unlöslich bindet. Die Folge: Dem Körper stehen dann eventuell nicht mehr genügend Mineralstoffe zur Verfügung. Aus diesen Gründen wird bei der Paleo-Ernährung konsequent auf Hülsenfrüchte verzichtet.

Die 15 besten Paleo-Lebensmittel im Video

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Ohne Schnickschnack: Die Paleo-Küche setzt auf frische, gesunde Lebensmittel von guter Qualität


Vielleicht haben Sie jetzt das Gefühl, Sie könnten sich bei der Paleo-Diät nicht abwechslungsreich genug ernähren. Ihre Zweifel kann der Paleo-Blogger Nico Richter (www.paleo360.de) zerstreuen, ein Paleoaner der ersten Stunde.

In unseren Videos stellt er 15 beliebte Paleo-Lebensmittel einzeln vor – von A wie Avocado bis Z wie Zucchini. Wussten Sie zum Beispiel, wie vielfältig man Blumenkohl zubereiten kann? Einmal durch die Küchenmaschine gejagt und in der Pfanne kurz erhitzt, wird er zum gesunden Reis-Ersatz, etwa als Beilage für Currys. Zudem können Sie Blumenkohl als Boden für eine Paleo-Pizza nutzen oder einfach im Ofen backen. Auch Rindfleisch ist bei Paleo-Anhängern sehr beliebt: Es zählt zur ursprünglichen Ernährung des Menschen und enthält neben einer enormen Eiweißmenge sogar die seltenen Omega-3-Fettsäuren, insbesondere das Fleisch von grasgefütterten Tieren. Gerade in puncto Muskelaufbau ist Rindfleisch dadurch eine doppelt lohnende Protein-Quelle.

Leckere Paleo-Rezepte

Sie kennen jetzt die besten Lebensmittel für eine gesunde Paleo-Diät. Aber was damit anfangen? Wir verraten es Ihnen, denn wir haben für Sie die besten Paleo-Rezepte gesammelt. Klicken Sie sich durch unsere Galerie und lassen Sie sich von unseren steinzeitlichen Köstlichkeiten inspirieren – vom Paleo-Burger mit Ananas-Patty über saftige Süßkartoffel-Thunfisch-Muffins bis hin zum Energy-Smoothie. 

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In den Büchern von Nico Richter finden Sie nicht nur jede Menge Paleo-Rezepte, sondern auch Tipps für den Paleo-Alltag

Muskelaufbau mit Paleo – so geht's

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Gesunde Fette und hochwertiges, tierisches Eiweiß schmecken auch Ihren Muskeln

Mehr Muskeln und verbesserte Fitness dank Paleo? Das klingt verlockend! „Das Schöne an der Paleo-Ernährung ist, dass Sie damit sowohl Muskeln aufbauen als auch Körperfett verlieren können", sagt Fitness-Redakteur und Ernährungs-Coach Nico Reiher (www.yournxtlvl.de), der sich bereits seit mehreren Jahren paleo ernährt. Hier setzt die eiweißbetonte, kohlenhydratarme Steinzeit-Diät an: Muskeln bestehen größtenteils aus Eiweiß. Essen Sie zu wenig Eiweiß oder verbrauchen Sie zu viel davon, baut Ihr Körper Muskeln ab. Eine eiweißreiche Ernährung schützt Ihre Muskeln und lässt Sie auch in intensiven Bereichen trainieren. Zusätzlich stabilisiert Eiweiß zu jeder Mahlzeit den Blutzuckerspiegel. Folge: Der Blutzuckerspiegel schießt nicht so schnell in die Höhe, Heißhunger wird dadurch gedämpft. Am besten Sie kombinieren zukünftig Gemüse oder Salat mit Fisch oder Fleisch. Wenn Sie in kurzer Zeit Muskelmasse aufbauen wollen, brauchen Sie also in erster Linie Proteine auf dem Speiseplan. Unsere Empfehlung: täglich etwa 2 Gramm Eiweiß pro Kilo Körpergewicht zu sich nehmen. Auf Kohlenhydrate in Form von Brot, Nudeln oder Reis sollten Sie verzichten. Das reduziert auch Ihren Körperfettanteil. Und je geringer der Körperfettanteil, desto besser kommen die Muskeln zur Geltung.

Aller Anfang ist schwer: 3 Tipps für Paleo-Einsteiger

Sie sind überzeugt? Dann haben wir hier drei einfache Tipps für Sie, wie Sie als Einsteiger Ihre Ernährung auf Steinzeit-Level bringen:

  1. Essen Sie vollwertige Lebensmittel: Setzen Sie auf Nahrung, die die Natur liefert. Dadurch wird Ihre Gesundheit gefördert und Sie werden widerstandsfähig gegenüber Krankheiten.
  2. Vermeiden Sie moderne und verarbeitete Produkte: Dazu gehören vor allem Getreide, Milchprodukte, industriell hergestellte Öle, Zucker und künstliche Süßstoffe. 
  3. Tasten Sie sich schrittweise an Ihr Ziel: Vielen mag es schwerfallen, auf Getreide zu verzichten. Beginnen Sie Ihre Paleo-Diät demnach schrittweise – starten Sie beispielweise morgens nicht mit einem Müsli oder Croissant in den Tag, sondern setzen Sie etwa auf Rührei mit roter Paprika.

Vorteile der Steinzeit-Diät

Viele Männer schätzen die Tatsache, dass bei der Paleo-Diät eine ordentliche Portion Fleisch auf den Teller kommt und sie trotzdem dabei abnehmen. Doch hinter dem vermehrten Genuss von Steak und Co. steckt ein wichtiger Gedanke: Anhänger des Paleo-Lifestyles sind davon überzeigt, dass unser Körper auf tierische Lebensmittel in Kombination mit Gemüse ausgerichtet ist – ganz im Einklang mit unseren Genen. Unsere typisch westliche Ernährungsform, die von hohem Zuckergehalt und minderwertigen Fetten geprägt ist, ist das komplette Gegenteil des steinzeitlichen Speiseplans und wird daher für Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes, Krebs und Depressionen verantwortlich gemacht. Wer seine Ernährung auf Paleo umstellt, dem winken dagegen zahlreiche Vorteile: mehr geistige und körperliche Energie, bessere Stimmung, reinere Haut, nachhaltiger Gewichtsverlust, besserer Muskelaufbau, weniger Allergien und Verdauungsprobleme.

Nachteile der Paleo-Ernährung

Der Paleo-Lifestyle bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Ganz ohne Hungern, Punktezählen, Mangelernährung oder Jojo-Effekt verspricht die Steinzeit-Ernährung viele positive gesundheitliche Aspekte, die bereits in ersten Langzeitstudien bestätigt werden konnten. Dennoch ist die wissenschaftliche Faktenlage noch recht dünn. Kritiker werfen den Paleo-Anhängern allerdings vor, dass man gar nicht genau wisse, wovon sich unsere Vorfahren ernährt hätten und die Paleo-Diät daher nur auf Vermutungen basiere. Und: Paleo ist nicht für jedermann geeignet, denn diese Form der Ernährung ist sehr kostenintensiv. Klar, eine Tiefkühlpizza ist eben billiger. Darüber hinaus fällt die Reduktion der Kohlenhydrate vielen Männern schwer. Und da es sich bei Paleo nicht um eine zeitlich begrenzte Diät handelt, müssen viele Lebensmittel dauerhaft vom Speiseplan gestrichen werden – dementsprechend hoch ist die „Rückfallquote“. Besonders zu Beginn der Paleo-Ernährung berichten zudem viele Männer von einem Leistungsabfall. Die Umstellung auf den Fettstoffwechsel macht ziemlich schlapp und kann auch Durchtrainierte an ihre Grenzen bringen.

Fazit: Paleo – top oder flop?

Viele Aspekte der Paleo-Diät sind gesund und sinnvoll, wie etwa der Verzicht auf Fertiggerichte, Konservierungsstoffe und Zucker. Dass frisches Gemüse und Obst sowie hochwertiges Fleisch, Fisch, Eier oder Meeresfrüchte die Basis der Steinzeit-Ernährung bilden, dürfte vielen Männern geschmacklich und gesundheitlich entgegenkommen. Allerdings bedarf die Umstellung, die eigene Energie primär aus Fetten statt aus Kohlenhydraten zu gewinnen, mentaler Stärke und Zielstrebigkeit. Schließlich dauert diese Umstellung zwischen 3 und 4 Wochen. Auch für die Mehrinvestition in hochwertigere Lebensmittel muss man umdenken und bereit sein. Sind Sie es?

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Erscheinungsdatum 11.04.2024